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Meine Gedanken zur Elektromobilität – „Die Zukunft fährt elektrisch“ – ein Beitrag von Andy Eggert

Heute ist es soweit – endlich: der VW ID3, das erste Elektroauto der neuen Generation aus deutscher Produktion – nach dem missglückten i3 von BMW – kann in Deutschland bestellt werden. Wenn auch in vielen Aspekten noch ein konventionelles Auto, so ist der ID3 doch für VW und für den zuletzt arg ins Hintertreffen geratenen Automobilstandort Deutschland ein großer Schritt nach vorne. VW plant, in den nächsten fünf Jahren 1,5 Millionen Elektrofahrzeuge zu produzieren und zu verkaufen, was bei Einstiegspreisen ab 26.095 € (Kaufprämien bereits berücksichtigt) durchaus realistisch sein dürfte. Weitere Modelle – und weitere deutsche und internationale Hersteller – werden folgen. Mit einer Steigerung des Absatzes von E-Autos dürfte auch die Diskussion Pro und Contra Elektromobilität wieder Fahrt aufnehmen. Hier sind meine wichtigsten Argumente pro Elektroauto.

Öl ist ein endlicher Rohstoff

Öl entsteht aus den Überresten von Pflanzen und Kleinstlebewesen, die sich auf den Grund von Seen und Meeren abgelagert haben und dort von Gesteinsschichten überdeckt wurden. Das meiste Öl entstand in der Jura- und Kreidezeit vor 100 bis 200 Millionen Jahren. Die erste moderne Ölförderung begann kurz nach Ende des amerikanischen Bürgerkriegs in den USA. Weltweite Nachfrage nach dem Produkt Erdöl entstand aber erst, als sich eine andere Erfindung mehr und mehr durchsetze: das Automobil, erfunden von Carl Benz 1886. Im Jahre 1900 waren in den USA 9.000 Autos registriert, 1912 waren es bereits über 900.000. 2017 gab es allein in den USA 111 Millionen Pkw, weltweit geschätzt 1,282 Milliarden (2015). Entsprechend wuchs auch der Bedarf an Öl: allein von 2000 bis 2009 wurden weltweit etwa 242 Milliarden Barrel – ein Barrel entspricht ca. 159 Litern – gefördert.

Täglich verbrauchen wir weltweit 96,6 Millonen Barrel Röhöl (2016). Das sind unglaubliche 15.400.000.000 Liter – Tag für Tag und mit steigender Tendenz. Erdöl ist die Droge der Weltwirtschaft geworden. Wir alle sind süchtig, wir alle sind abhängig. Und wie ein Junkie auf der Suche nach dem nächsten Schuss, scheuen wir keine Mühen, um an unsere Drogen zu kommen: anfangs lag das Erdöl ein paar Meter unter der Erde, heute muss bis zu 10.000 Metern tief und unter dem Meeresspiegel gebohrt werden, um noch Öl zu finden. Und mittels Fracking und Ölsand werden buchstäblich auch noch die letzten Tropfen Öl gewonnen, um unseren nie enden Durst zu stillen.

Forscher haben ausgerechnet, dass die weltweite jährliche Ölförderung in etwa der Menge entspricht, die sich in einer Million Jahren natürlich gebildet hat. Wir fördern seit 120 Jahren Erdöl, der Jura dauerte 100 Millionen Jahre. Rechnen Sie selbst.

Öl ist viel zu wertvoll, um es durch einen Auspuff zu jagen

Aus Erdöl wird nicht nur Flüssiggas, Benzin, Kerosin, Diesel, Bitumen für den Straßenbau und Schmieröl hergestellt. Erdöl ist der Grundstoff für die sogannante Petrochemie. Aus dem aufbereiteten Erdöl können verschiedene Kohlen-Wasserstoff-Verbindungen gefertigt werden. Paraffine und Wachse sind wichtig für die Herstellung von Kerzen oder zur Imprägnierung von Oberflächen. Sie werden auch bei der Arzneimittelherstellung genutzt – wie zum Beispiel bei der Produktion von Aspirin. Auch gibt es Erdölverbindungen wie Propylen-Glykol und Butylen-Glykol in Kosmetika und Cremes. Ebenfalls wichtig für die Herstellung von Medikamenten sind Paraffinöle, wie das reine Weißöl. Diese Öle enthalten weder aromatische Verbindungen noch Schwefeverbindungen und sind unschädlich für Menschen.

Deswegen können sie zum Beispiel auch für lebensmittelechte, also unschädliche Kunststoffe verwendet werden. Erdöl wird zudem genutzt, um Kunstfasern, Dünger, Lösungsmittel, Farben und Lacke herzustellen. Die Palette am Ende ist lang und vielfältig, daher ein paar Beispiele der Produkte, die Erdöl enthalten: Reifen, Hosen, Toilettensitze, Seife, Brillen, Rasiercreme, CDs und Herzklappen.

In unserer modernen Welt gibt es kaum ein Produkt, in dem nicht in irgendeiner Form Erdöl enthalten ist. 60% des heute geförderten Erdöls entfällt auf den Transportsektor. Erdöl einfach in Motoren zu verbrennen, ist reine Verschwendung eines auch in Zukunft für unser Leben und das Leben unserer Kinder wichtigen Rohstoffs.

„Less oil, less money for terrorists“

Die arabischen Ölstaaten sind archaische Gesellschaften geblieben. Viele Bürger leben vom Staat, die Herrscherkaste entscheidet über das Einkommen und es ist lohnend, sich mit ihr gut zu stellen. Auch so manche Moschee im Westen wird entweder von den Ölstaaten oder dort ansässigen frommen und oft radikalen Stiftungen finanziert. Wenn nun die Ära des Öls endet und neue Energieträger an seine Stelle rücken, wird das politisch die Welt verändern. Vor allem einer Region und die in ihrem Bereich dominierende Religion, der Islam, stehen stürmische Zeiten bevor. Wollen die Gesellschaften in irgendeiner Form in Zukunft wirtschaftlich bestehen, werden sie sich ändern müssen. Sie werden ihre gesamten Wirtschaft und Bildungssystem umbauen. Religion, vor allem radikal ausgelegt, ist dabei nichts anderes als ein Störfaktor. Die muslimischen Ölstaaten müssen sich entscheiden, wie sie ihre ab nun immer begrenzter werdenden Mittel ausgeben: Für irgendwelche Nichtsnutze, die im Ausland predigen, für Terrororganisationen, die Anschläge verüben oder für Naturwissenschaftler, Ingenieure und Mathematiker, die als Einzige die Grundlage für einen neuen Wohlstand legen können.

Technischer Fortschritt setzt sich durch

Ein Benzin- oder Dieslmotor eignet sich eigentlich nicht besonders gut, um Fahrzeuge anzutreiben: nur in einem schmalen Bereich der Drehzahl erzeugt der Motor die benötigte Leitung. Mittels eines technisch sehr aufwändigen Systems von Gängen muss der Motor deshalb während der Fahrt innerhalb dieser Drehzahl gehalten werden. Selbst modernste Verbrennungsmotoren sind extreme Energieverschwender: sie erreichen im täglichen Betrieb kaum mehr als 25% Wirkungsgrad, 75% der erzeugten Energie geht verloren. Wenn man all die technischen Gimmicks der Autoindustrie einmal zur Seite legt, dann sind die Autos von heute technisch auf dem Stand, den sie auch schon vor 50 oder 100 Jahren hatten: Treibstoff wird in einen Zylinder gespritzt, gezündet und treibt über einen Kolben eine Kurbelwelle und damit den Motor an. Das ganze, nicht sehr effiziente System besteht aus enorm vielen Teilen, die teuer produziert und aufwändig gewartet werden müssen und hoher Belastung unterliegen. Technische Hilfsmittel wie Einspritzpumpen, elektronische Motorsteuerungen, Brennraumoptimierungen oder Turbolader verstärken dies nur: moderne Verbrennungsmotoren sind auf kümmerliche 5.000 Betriebsstunden ausgelegt – und erreichen diese sehr oft nicht.

Natürlich ist es im Interesse eines Autoherstellers, weiter die Motoren zu produzieren, die man seit Jahrzehnten produziert hat. Die Ingenieure in der Automobilindustrie sind Fachleute für Verbrennungsmotoren, Brennraumoptimierung oder Abgassteuerung und haben natürlich kein Interesse, Elektromotoren zu entwickeln, die all diese Probleme nicht haben. Also werden die produzierten Autos weiterhin als Benziner oder Diesel konstruiert, aber mit allen nur denkbaren elektronischen Systemen aufgerüstet. Das führt bei modernen Autos zu der paradoxen Situatuion, dass, obwohl die Autos eigentlich mit einem simplen Verbrennungsmotor angetrieben werden, bis zu 40 hochkomplexe, aber voneinander unabhängiger elektronischer Systeme verbaut werden, die mit bis zu 16 unterschiedlichen Betriebssystemen laufen. Dieser Trend ist ein wesentlicher Grund für die Anfälligkeit moderner Autos für Fehler in den elektronischen Systemen. Ein moderner komplexer Verbrennungsmotor hat und in etwa 2.500 Bauteile, die entwickelt, gefertigt und montiert werden müssen. Ein Elektromotor besteht dazu im Gegensatz lediglich aus rund 250 Teilen – und er erreicht mehr als 90% Wirkungsgrad bei konstantem Drehmoment.

Weniger Lärm, weniger Emissionen, einfacheres Handling

Geräuschlos in einem Elektroauto zu fahren, die Kraft, die Agilität und die Beschleunigung eines Elektromotors zu spüren, ist ein ganz besonderes Vergnügen. Jeder, der das schon einmal erlebt hat, versteht, dass dieser Technik die Zukunft gehört. Moderne Elektroautos wie z.B. ein Tesla sind eigentlich fahrbare Computer, die nur ein zentrales System und damit nur ein Betriebssystem haben, dass alle Funktionen überwacht und steuert. Wie heute im technischen Bereich üblich, wird es regelmäßig Updates geben, ein einmal gekauftes Auto wird sich also von selbst dem technischen Fortschritt anpassen und von Zeit zu Zeit neue Funktionen bekommen.

Elektroautos werden meist zu Hause über eine Wallbox geladen. Tankstellen im herkömmlichen Sinn machen keinen Sinn mehr, wahrscheinlicher ist, dass man sein Auto lädt, während man z.B. einkaufen oder in der Stadt unterwegs ist. Ladesäulen werden überall dort entstehen, wo Menschen sich längere Zeit aufhalten. Viele neue Arbeitsplätze werden entstehen, um für Konsumenten neue Apps zu entwickeln und zu vermarkten, die dann die E-Autos zu den freien Ladesäulen führen. Neue Geschäftsmodelle werden entstehen, die zu mehr Wettbewerb bei den Strompreisen führen werden. In Israel wird mit einer Schnellstraße experimentiert, die mittels Induktion die Elektroautos buchstäblich auflädt, während sie die Straße entlang fahren.

Heute wird an neuen Arten von Stromspeichern geforscht, die ohne umweltschädliche Metalle auskommen werden. Erste Batteriehersteller geben für die konventionellen Batterien eine Garantie für eine Million Kilometer Laufleistung – zusammen mit den Updates für die Fahrzeuge wird die Lebensdauer eines E-Autos also wesentlich länger sein als dies bei Autos mit Verbrennungsmotoren möglich ist.

Und das wichtigste Argument: mit einen E-Auto fahren macht einfach Spaß!

Bekanntlich wurden die besten Segelschiffe gebaut, als das Dampfschiff sich bereits durchgesetzt hatte, die besten Rüstungen nach Einführung der Feuerwaffen und die besten Pferdekutschen nachdem Automobile ihre Rolle übernommen hatten. Heute bauen wir die besten Autos. Wollen wir hoffen, dass wir den Umstieg auf die nächste technologische Stufe besser schaffen als die Segelschiff-Werften, die Rüstungsschmiede und die Kutschenbauer, denn im Unterschied zu allen technischen Umwälzungen bisher, sind wir in der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts im Wettbewerb mit allen Industrienationen der Welt – und es wird keinen zweiten Platz geben!

Die Zukunft fährt elektrisch – mit oder ohne die deutsche Autoindustrie.

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