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Meine Gedanken zu den „Umgangsformen in der Politik“ – ein Beitrag von Jörg Lepkes

Kathrin Göring-Eckardt hat in den zurückliegenden Tagen mit einem Tweet einen wahren Shitstorm ausgelöst. Sie mag sich unglücklich ausgedrückt haben. Sie hat den Grundwert nicht genannt, offenbar ging sie von insgesamt 1016 Straßen in Jena aus, folglich ist ihre mathematische Argumentation korrekt.

Sicherlich ist ihre Aussage bewusst irreführend, denn nach Männern benannte Straßen haben keinesfalls einen Anteil von über 98%, in Jena sind es ca. 17%, der Rest wurde nach Tieren, Pflanzen, Städten oder Regionen benannt.Abgesehen von dieser völlig unwichtigen Problematik ist der daraus erwachsene Shitstorm nicht zuträglich für eine politische Debatte. Wir dürfen uns nicht an Kleinigkeiten aufreiben, sondern sollten vielmehr in einem politischen Diskurs über die wichtigen Probleme unseres Landes streiten, um einen Fortschritt zu erzielen.

Es zeigt sich hier wieder einmal die Spaltung der Gesellschaft, die leider in den letzten Jahren stattgefunden hat. Kleinste angebliche Fehler werden dem politischen Gegner zum Vorwurf gemacht. Doch inhaltlich sind ihr keine Vorwürfe zu machen: Frauen sind hier unterrepräsentiert. Die Ehrung eines Menschen durch Straßennamen hat in Deutschland Tradition. Wahrend des Dritten Reichs wurden Straßennamen zu Propagandazwecken missbraucht, in der Nachkriegszeit wollte man eher der Widerstandskämpfer und Opfer der NS-Zeit gedenken. Auch Wissenschaftler, Künstler, Autoren etc. sind bei der Namensgebung vertreten. Und genau hier findet sich die Ursache für das Problem: In der Vergangenheit waren es in der Mehrzahl Männer, die sich durch besondere Leistungen eine Ehrung verdient haben. Genau an dieser Stelle müssen wir als Gesellschaft ansetzen: Es muss für beide Geschlechter im Sinne einer liberalen Gesellschaft möglich sein, Ruhm und Ehre zu erlangen, um sich z.B. als Namenspatron einer Straße zu empfehlen.

Allein die Umbenennung von Straßen wird dieses Problem nicht lösen, es ist eine politische und gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die entscheidenden Fragen, die Frau Göring-Eckardt gestellt werden sollten, beziehen sich auf Konzepte und Ideen zur Umsetzung. Ob sie richtig gerechnet hat oder ob sie völlig korrekte Zahlen als Grundlage genommen hat, ist dabei vollkommen nebensächlich. Mit einer solchen inhaltsleeren Kritik macht sich allein der politische Gegner lächerlich.

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